Solingen. Der 34-jährige mazedonische Nationalspieler freut sich auf seine erste Saison in der Handball-Bundesliga und will sich weiter entwickeln.
Der erste Eindruck von Ace Jonovski ist klar: Er ist groß. Der zweite: Er ist schnell. Der neue Abwehrchef des Handball-Bundesligisten Bergischer HC hat gegen den österreichischen Erstligisten HSG Bärnbach/Köflach seine erste Visitenkarte in einem Spiel abgegeben und beeindruckt. Von Anfang an ist der mazedonische Nationalspieler bemüht, die Defensive zu ordnen, packt dafür auch schon mal seine Nebenleute an die Hand, um eine undurchdringliche Mauer für die Gegner zu formen, und gibt lautstark Kommandos. Und Jonovski blockt nicht nur Rückraumwürfe - wenn es sein muss auch mit dem Kopf -, sondern er ist trotz seiner stattlichen Größe von exakt zwei Metern blitzschnell da, wenn es gilt, Lücken zu schließen.
Natürlich sind nach einer guten Woche im Trainingslager noch ein paar kleinere Abstimmungsprobleme da, aber das dürfte sich spätestens bis zum Ligastart erledigt haben. Für Ace (sprich: "A-zeh") Jonovski ist es eine völlig neue Spielklasse, denn auch wenn er erklärt, sein Ziel sei es immer gewesen, in der Bundesliga zu spielen, ist der BHC seine erste Station in Deutschland. Der 34-Jährige hat in Mazedonien, der Türkei, Schweiz, Dänemark, Bosnien und zuletzt Spanien gespielt, als es nach fünf Jahren bei Metalurg Skopje nicht weiterging. "Der Präsident hat gesagt, es ist kein Geld mehr da", erinnert sich Jonovski. Der verheiratete Vater der Töchter Andrea (sieben Jahre) und Ivana (ein Jahr und acht Monate) brauchte aber natürlich ein Einkommen und ging so nach Spanien.
Das halbe Jahr dort brachte ihm aber keine Erfüllung, das Angebot des BHC kam da genau richtig. Zumal Jonovski die Abwehrvariante, die Trainer Sebastian Hinze spielen lässt, bereits bekannt war, wie der Coach bei der Vorstellung des Spielers bereits berichtet hatte: "Es hat mich gefreut, dass mir ein Spieler unser Abwehrsystem erklärt - wenn auch mit kleinen Fehlern, aber die kriegen wir noch raus", hatte Hinze seinerzeit grinsend gesagt. Die verschleierte 3:3-Deckung, bei der drei Spieler bei der Auftakthandlung des Gegners aus der defensiven 6:0-Formation nach vorne rücken, scheint Jonovski aufgrund seiner schnellen Beine zu liegen. Der Zugang meint: "Das System ist gut gegen Mannschaften mit Spielern, die einen guten Wurf haben. Es ist aber auch schwierig, und ich muss noch viel und schnell lernen. Ich muss in der Bundesliga hundertprozentig stabil stehen. Du musst dieses System oft trainieren und viel sprechen." Das gelang ihm gegen Bärnbach/Köflach indes schon gut.
Dass er vor allem für die Abwehr geholt wurde, obwohl er auch offensiv halblinks spielen kann, stört den Mazedonier nicht. "Viele Leute sehen nur Tore, aber ich glaube, in Deutschland sehen sie auch die Abwehrleistung. Überhaupt ist Abwehr das wichtigste", betont Jonovski und erinnert an seinen Trainer bei Metalurg, die kroatische Handball-Legende Lino Cervar: "Ich habe bei ihm zwei Jahre nur Abwehr gespielt, und er hat immer gesagt: ,Nur mit Abwehr kannst du gewinnen, nur mit Angriff kannst du nur verlieren.' Lino und Sebastian haben da den gleichen Glauben."
Das war sicher ein Grund, warum sich der Champions-League-, WM- und EM-erfahrene Mann für den BHC entschieden hat. Ein anderer dürfte sein, dass er schon einige Akteure kannte, vor allem die österreichischen Nationalspieler Viktor Szilágyi, Alexander und Maximilian Hermann. Von Letzterem ist überliefert, dass er bei der Neuverpflichtung gesagt hat: "Das ist gut - aber ich hasse ihn." Jonovski lacht und erläutert: "Wenn wir mit Mazedonien gegen Österreich spielen, ist es immer schwer für ihn." Auf der anderen Seite ist es auch für ihn nicht ganz einfach: "Gegen Viktor ist es sehr schwierig. Er hat immer 101 Lösungen. Wurf, Kreis, Rückraum links, Rückraum rechts. Gut, dass wir jetzt zusammen spielen." Größere Verwerfungen mit den Österreichern gibt es sowieso nicht, Jonovski teilt sich mit Alex Hermann in Piberstein das Zimmer. Das passt menschlich, bekundet der Hüne, nur eines passt nicht: "Das Bett."